Bevor der Umbruch zur digital Fotografie stattfand, war die Sunny 16 Rule oder Sunny f/16 Rule eine der alltäglichen Grundlagen für Fotografen. Wer eine Kamera ohne Belichtungsmesser und auch kein externes Gerät dabei hatte, konnte mit Hilfe dieser Regel recht einfach seinen Film korrekt belichten.
Aber auch heute noch wird sie dir von Nutzen sein, wenn du beispielweise im manuellen Modus fotografieren möchtest kannst du ganz einfach eine erste Voreinstellung an deiner DSLR vornehmen. Sie hilft dir außerdem das Zusammenspiel von Licht, Blende, ISO und Verschlusszeit zu verstehen und zu verinnerlichen.
Was genau besagt die Regel also?
Die grundlegende Regel besagt, dass an einem sonnigen, klaren Tag bei Blende f/16 die Verschlusszeit der Kehrwert der Filmempfindlichkeit sein muss.
Wenn du beispielsweise an einem sonnigen Tag einen Film mit ISO 200 hast, so muss die Verschlusszeit bei Blende 16 genau 1/200 betragen um eine korrekte Belichtung des Films zu erreichen. Wenn dein Film ISO 400 hätte wäre dementsprechend die Verschlusszeit 1/400 und so weiter. Filmkameras haben normalerweise keine frei einstellbaren Verschlusszeiten, daher würde man hier immer die nächstgelegene auswählen.
Warum ist die Sunny 16 rule so nützlich?
Du denkst dir vermutlich nun warum soll das so nützlich sein? Denn sobald das Wetter nicht klar und sonnig ist, sondern bewölkt oder regnerisch hat die Regel keine Gültigkeit mehr und wenn du beispielsweise mit einer anderen Blendeneinstellung einen bestimmten Tiefenschärfe Effekt erzeugen willst, lässt sie sich nicht mehr anwenden. Das stimmt zwar, aber trotzdem hast du mit dieser Regel eine perfekte Ausgangsbasis um zu berechnen oder auch einfach nur abzuschätzen in welcher Art die Einstellungen an die Begebenheiten angepasst werden müssen.
Ein weiterer Vorteil der Sunny 16 ist die Art der Lichtmessung, denn im Gegensatz zum eingebauten Belichtungsmesser deiner Kamera wird durch diese Methode das einfallende Licht gemessen und nicht das reflektierte. In diesem Fall der Messung bleiben die Werte bei gleichen Lichtverhältnissen konstant, die Sunny 16 wird beispielsweise nicht durch einen schwarzen Pullover oder durch ein weißes Hochzeitskleid getäuscht. Wenn dir also der Wert den dir der Belichtungsmesser anzeigt komisch vorkommt, kannst du bei schwierigen Lichtverhältnissen ganz einfach auf die Sunny 16 Regel zurückgreifen.
Was mache ich bei einer anderen Verschlusszeit oder Blende?
Angenommen du willst an einem sonnigen wolkenlosen Tag ein Porträt aufnehmen und möchtest aus diesem Grund eine besonders niedrige Tiefenschärfe erzeugen. Laut Regel würdest du mit ISO 100 bei Blende 16 eine Verschlusszeit von 1/100 wählen (bei einer Filmkamera 1/125, da 1/100 normalerweise nicht verfügbar ist). Eigentlich willst du aber eine Blende von f/4 wählen um eine schönes Tiefenschärfe zu erreichen, in der Folge wäre das Bild extrem überbelichtet.
Um die Belichtung bei Blende f/4 wieder zu korrigieren und die Überbelichtung zu kompensieren musst du jetzt die Verschlusszeit für jede Blendenstufe halbieren. Sprich von f/16 zu f/4 beträgt die Differenz vier Blendenstufen, du reduzierst die Verschlusszeit von 1/125 zu 1/2000 um die Überbelichtung auszugleichen (Vier Halbierungen). In der unten stehenden Tabelle werden die Veränderungen der Variablen nochmal übersichtlich dargestellt.
Blende | Blendenveränderung | Verschlusszeit | Veränderung der Verschlusszeit |
f/16 | 0 | 1/125 bei ISO100 | 0 |
f/11 | +1 Blendenstufe | 1/250 bei ISO100 | -1 Stufe |
f/8 | +2 Blendenstufen | 1/500 bei ISO100 | -2 Stufen |
f/5.6 | +3 Blendenstufen | 1/1000 bei ISO100 | -3 Stufen |
f/5 | +4 Blendenstufen | 1/2000 bei ISO100 | -4 Stufen |
Genauso funktioniert es natürlich auch wenn du als Priorität die Verschlusszeit hast, wenn du also ein bewegtes Motiv wie beispielsweise Kinder, Tiere oder Sportaufnahmen fotografieren möchtest ist die Verschluss zeit von 1/125 bei f/16 deutlich zu langsam. Du halbierst die Verschlusszeit also zwei mal zu 1/500 und öffnest die Blende um zwei Stufen zu f/8 und kannst wieder korrekt belichten. Das ganze funktioniert natürlich auch in die andere Richtung.
Was mache ich bei einer anderen Wetter Ausgangssituation?
Natürlich hat man nicht immer blauen Himmel und pralle Sonne (sowieso eher schlechte Vorraussetzungen für gute Bilder). Aber auch das lässt sich kompensieren und zwar indem man die Blende an das Wetter anpasst. Die erweiterte Regel lautet wie folgt.
Blende | Lichtverhältnisse | Schattenverhältnisse |
f/22 | Schnee/Strand | Sehr harte Schatten |
f/16 | Strahlende Sonne | Harte Schatten |
f/11 | Leicht bewölkt | Weiche Kanten |
f/8 | Bewölkt | Fast unsichtbar |
f/5.6 | Starke Bewölkung | Keine Schatten |
f/4 | Sonnenuntergang | Keine Schatten |
Add one stop | Gegenlicht etc. | – |
So hat man eigentlich alle Grundlagen um auch komplett ohne Belichtungsmessung in jeder Ausgangssituation zu fotografieren wie man möchte. Denn ausgehend von diesen Blendenstufen gilt natürlich auch die selbe Regel wie oben, Blende und Verschlusszeit lassen sich gegenseitig kompensieren um das gewünschte Endergebnis zu erreichen. Falls du dir das ganze nicht merken kannst: Hiermit hast du stets einen Spicker zur Hand.
Wenn du es dir einfach machen willst
Wenn dir das alles immernoch zu viel zu merken und zu kompliziert ist kannst du es aber auch noch einfacher haben. Lade einfach eine der entsprechenden Apps aus dem Playstore oder Appstore herunter und schon übernimmt dein Smartphone die Rechnerei für dich.