Negative scannen mit der DSLR

Das Digitalisieren von Negativen mit einer Spiegelreflexkamera ist eine gängige Methode die sich besonders anbietet wenn man bereits eine DSLR oder DSLM besitzt. Die Qualität der Scans ist oftmals besser als bei Negativ Scannern oder Flatbed Scannern, abhängig natürlich von deren Qualität und der Qualität der eigenen Spiegelreflex. Im Grunde wird für das scannen nur eine entsprechende Lichtquelle benötigt die das Negativ von hinten beleuchtet. Von Vorteil sind hierbei natürlich ein Stativ und ein Makro Objektiv. Je professioneller und aufwendiger man an die Sache herangeht, desto besser wird auch die Qualität des Scans.

Für absolutes Low-budget scanning reicht auch das eigene Smartphone aus, wer sich auf YouTube umsieht findet entsprechende Tests und Vergleiche mit Lab-Scannern. Im Folgenden Post werde ich meinen Workflow bei der Film Digitalisierung genauer erläutern.

Das Equipment

Die Must-haves

  • Kamera – Für das Abfotografieren der Negative wird eine entsprechende Kamera benötigt, am besten eine DSLR oder DSLM die in der Lage ist Raw files zu erzeugen sowie manuelle Einstellmöglichkeiten und eine sehr hohe Auflösung bietet. Eine hohe Auflösung ist besonders bei Prints vorteilhaft. Ich verwende hierfür die Canon A7.
  • Objektiv – Da es erforderlich ist einen sehr geringen Abstand zum Negativ zu haben, um im besten Fall das gesamte Bild zu füllen, ist ein Makro Objektiv hier von Vorteil. Da Makro Objektive außerdem eine geringere Bildfeldkrümmung haben, ist automatisch eine größere Fläche des Negatives im Fokus. Um einen größeren Abbildungsmaßstab zu erhalten ist es auch möglich Tubes bei „normalen“ Objektiven zu nutzen. Ich verwende hier das Canon FD 50mm F/3.5 auf meiner A7.
  • Stativ – Die Kamera muss auf dem Stativ nach unten schauen können, so dass du senkrecht nach unten fotografieren kannst. Wer das Geld und den Platz hat kann auch einen Kopierständer nutzen.
  • Lichtquelle – Am besten geeignet sind hierfür Lichtplatten. Wichtig sind hierbei ein Farbtemperatur von 5000- 5600 Kelvin, ein möglichst hoher CRI Wert und ausreichende und konstante Helligkeit. Eine sehr gut geeignete LED-Leuchtplatte ist beispielsweise die Kaiser slimlite plano, aber auch günstigere Modelle reichen aus.

Optional

  • Negativhalter – Welcher Filmhalter genau genutzt wird ist relativ egal, wichtig ist, dass die Negative plan aufliegen. Auf eBay oder Amazon gibt es hier diverse Angebote. Wer bereits Filmhalter aus einem Scanner besitzt kann auch diese nutzen. Es ist auch möglich die Negative direkt auf die Leuchtplatte zu legen, bessere Ergebnisse erhält man allerdings mit einem entsprechenden Filmhalter.
  • Fernauslöser – Ein Fernauslöser hat den Vorteil, dass du die Kamera beim auslösen nicht berühren musst und somit Unschärfe vermeiden kannst. Die andere Option ist der Selbstauslöser Modus der Spiegelreflex, hierfür musst du allerdings für jedes Bild ein paar Sekunden warten. Kabellose Fernauslöser sind hier generell die bessere Wahl um Verwacklungen zu vermeiden.
  • Blasebalg – Dient zum entfernen von Staub auf den Negativen.
  • Handschuhe – Um Fingerabdrücke und Schweiß auf dem Film zu vermeiden. Am besten sind Nylon Handschuhe geeignet da Sie am wenigsten Fasern verlieren.

Generelle Tipps

  • Reduziere unnötige Lichtquellen – Je weniger Licht im Raum, desto weniger Probleme und Reflektionen durch Streulicht.
  • Fotografiere die Negative Spiegelverkehrt – Es ist besser die stumpfe/matte Rückseite (Trägerseite) abzufotografieren denn hier sind die Bildinformationen gespeichert, im Anschluss muss das Bild dann in Lightroom gespiegelt werden. Für Internetbilder ist der Qualitätsgewinn hier allerdings marginal, erst bei Prints oder starker Vergrößerung kann man Qualitätsunterschiede erkennen.
  • Reduziere Staub und Fingerabdrücke – Benutze hierfür regelmäßig einen Blasebalg und fasse die Negative nur mit Handschuhen an. Auch das regelmäßige abwischen von Filmhalter/Leuchtplatte mit einem feuchten Lappen kann helfen.
  • Nutze eine Gegenlichtblende – Verhindert den Einfall von Streulicht.

Der Foto Prozess

Vorbereitung der Kamera

Zuerst wird die Kamera am Stativ befestigt und so ausgerichtet, dass du senkrecht nach unten fotografieren kannst. Unter dem Stativ wird die Leuchtplatte mit den Negativen darauf platziert. Das Negativ sollte das gesamte Bild der Spiegelreflex ausfüllen, Live View ist hier von Vorteil. Mit einem Makro Objektiv oder Extension Tubes sollte es jetzt auch möglich sein das Bild perfekt scharf zu stellen. Falls das Objektiv zu weitwinklig ist muss in der Nachbearbeitung ein großer Teil des Bildes gecroppt werden. Damit kann nicht die gesamte Auflösung der Kamera genutzt werden und die Qualität ist dementsprechend schlechter.

Vor dem eigentlich fotografieren sollten auch alle Negative sowie du Leuchtplatte nochmal vom Staub befreit werden, kleine Staubpartikel sind später auf den Bildern deutlich zu sehen.

Kamera Einstellungen

Um größtmögliche Kontrolle über das Bild sowie konstante Ergebnisse zu erhalten stellt ihr die Kamera am besten manuell ein. Blendenautomatik wäre auch eine Möglichkeit, allerdings sind die Ergebnisse besser vergleichbar bei gleichen Rahmenbedingungen.

Die Bildqualität

Hier sollte in jedem Fall die maximale Bildqualität eingestellt werden, im RAW Format wird ausreichend Flexibilität für die Nachbearbeitung gewährleistet.

ISO

Der ISO Wert sollte so niedrig wie möglich gewählt werden um Bildrauschen zu vermeiden, ISO 100 ist ein guter Wert.

Blende

Die Blendeneinstellung ist vom Objektiv abhängig, das Ziel ist so viel wie möglich vom Bild scharf und fokussiert zu bekommen. Die meisten Objektive haben hier bei f8 oder f9 gute Werte.

Weißabgleich

Da die Bilder im RAW Format geschossen werden wird der Weißabgleich erst in der Nachbearbeitung angepasst.

Verschlusszeit

Die Verschlusszeit wird an die Lichtverhältnisse angepasst.

Die Aufnahme

Sobald alles korrekt eingestellt ist passt ihr den Bildausschnitt entsprechend an, sodass nur jeweils ein Negativ das gesamte Bild ausfüllt, ob ihr die Negativränder mit fotografiert bleibt euch überlassen. Beim scharfstellen sollte Autofokus genauso wie manueller Fokus gut funktionieren. Da mein Objektiv keinen Autofokus besitzt stelle ich manuell scharf, wenn die Kamera eine Lupenfunktion bietet könnt ihr damit nochmal genau überprüfen ob der Fokus stimmt. Als nächstes stelle ich die Kamera auf Selbstauslöser mit einer Verzögerung von 2 Sekunden und fotografiere so nach und nach die Negative ab. Mit dem Histogramm lässt sich nun beurteilen ob die Belichtung korrekt eingestellt ist. Wie bei normalen Bildern sollte es auf beiden Seiten nicht beschnitten sein.

Umwandlung in ein Negativ

Um das Farbnegativ in ein Positiv zu konvertieren wird eine entsprechende Software benötigt, bei den meisten wird das Lightroom sein. Das Negativ kann nun mittels invertieren der Gradationskurven manuell umgewandelt werden. Alternativ kann auch ein Plug-In wie in meinem Fall Negative Lab Pro genutzt werden. Das Programm ist aktuell eines der besten für die Konvertierung.